Reaktionen im Ausland

„Gestern Abend gingen auch in Wien Studenten auf die Straße, um mit einer Massendemonstration Solidarität mit den tschechoslowakischen Studenten auszudrücken. Mit einigen Dutzend Transparenten organisierten sie einen stillen Umzug.“

Svobodné slovo, 25. Januar 1969

Die internationale Aufmerksamkeit konzentrierte sich bereits während des Prager Frühlings und vor allem nach dem 21. August 1968 auf die Tschechoslowakei - die besetzte Nation in der Mitte Europas gewann damals Sympathien in der ganzen Welt. Im Januar 1969 verstärkte sich diese Aufmerksamkeit durch die Tat Jan Palachs. Die Öffentlichkeit in der Welt wurde durch die Einzigartigkeit seiner Tat bewegt - so etwas war bislang in Europa nicht bekannt.

Der Generalsekretär der UNO Sithu U Thant drückte seine Bestürzung über Jan Palachs Tod aus, der italienische Premierminister Mariano Rumor erwies ihm die letzte Ehre und die indische Regierungsvorsitzende Indira Gandhi versicherte, dass er sich zwischen die anderen Märtyrer der Welt eingereiht habe - neben Mahatma Gandhi. Auch Papst Paul VI. leistete ihm eine Ehrenbezeigung und sagte in seiner Rede vom 26. Januar 1969: „Wir können diese tragische Form des Zeugnisses nicht bejahen, jedoch sollen wir seinen Wert bewahren, da es die Überordnung des eigenen Opfers aus Liebe zu unseren Nächsten zeigt.“

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In zahlreichen westeuropäischen Städten wurden von Studenten Gedenkmärsche organisiert. Die größten Veranstaltungen fanden in Rom, Mailand, Florenz, Wien und Amsterdam statt. In Italien wurde schon im Januar 1969 eine Sammlung für ein Jan-Palach-Denkmal initiiert. Ein Jahr später wurde tatsächlich seine Statue enthüllt und der Platz in Rom, auf dem das Denkmal steht wurde zur Jan-Palach-Piazza umbenannt. Denkmäler entstanden auch in anderen Städten und „Jan Palach“ wurde zum Bestandteil mehrerer Platz- und Straßennamen auf der ganzen Welt. Jan Palach hatte im Ausland zahlreiche Nachfolger, von denen einige auch jenseits der Länder des Ostblocks auftraten.

Die Namen von Jan Palach und Jan Zajíc waren noch einige Monate nach ihrer Tat in der Presse zu finden. In den folgenden zwanzig Jahren wurde ihr Andenken im größeren Maße nur durch die tschechoslowakischen Exilanten und deren Presse geprägt. Große Empörung wurde vor allem durch die Tilgung von Jan Palachs Grab auf dem Olšany-Friedhof im Jahre 1973 hervorgerufen. Jan Kavan gründete in London die Presseagentur Palach Press, die Nachrichten über die Opposition in der Tschechoslowakei verbreitete und beim Vertrieb der Exilliteratur half. In Paris wurde vom französischen Komitee für die Unterstützung der Charta 77 der Jan-Palach-Preis verliehen.

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