Tradition nach dem November 1989

„Es ist möglich, unauffällige oder unsichtbare Denkmäler zu bauen. Zum Beispiel die Namen der Opfer in steinerne Platten einzugravieren und die Platten auf den Kopf zu stellen. Wer solch ein Denkmal nicht sehen will, der muss es nicht sehen. Ich glaube, dass wir in Tschechien nur ein Antidenkmal haben. Es wurde von Barbora Veselá als eine Erinnerung an Jan Palach am Wenzelsplatz direkt vor dem Nationalmuseum erbaut...“

Václav Cílek

Nach dem November 1989 war es zum ersten Mal möglich, offen an das Vermächtnis von Jan Palachs Tat zu erinnern. Schon am 20. Dezember 1989 wurde der Platz vor dem Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität wieder nach ihm benannt (schon im Januar 1969 wurde der frühere „Platz der Roten Armee“ zum ersten Mal spontan in Jan-Palach-Platz umbenannt). Auch wurde am Fakultätsgebäude eine Gedenktafel angebracht, die der Bildhauer Olbram Zoubek schuf. Einer ihrer Bestandteile ist eine Kopie von Palachs Totenmaske. Die symbolische Rückkehr fand am 25. Oktober 1990 statt, als die Urne mit Palachs Asche feierlich von Všetaty auf den Olšany-Friedhof umgebettet wurde. Im selben Jahr erschien in Prag Jiří Lederers Buch über Palachs Tat.

Am 28. Oktober 1991 verlieh Staatspräsident Václav Havel Jan Palach und Jan Zajíc posthum den Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden erster Klasse für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Demokratie und Menschenrechte. Im Jahr 2000 entstand vor dem Eingang des Nationalmuseums ein bemerkenswertes Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc.

>>>

Während der Revolution konstituierte sich an der Philosophischen Fakultät in Prag ein studentisches Streikkomitee, das später die Entstehung des „Studentský fond FF UK“ (Studentischer Fonds der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität) initiierte. Dieser Fonds soll vor allem als ein Verein dienen, der die Kommunikation der Studenten mit der Fakultätsleitung unterstützt. Zu seinem Exekutivorgan wurde „Studentská rada“ (Studentenrat), der seit Anfang der 90er Jahre zum Hauptorganisator der Gedenkveranstaltungen anlässlich der Jahrestage von Jan Palachs Selbstverbrennung wurde. Diese Veranstaltungen haben traditionell die Form kleiner Gedenkaktionen, denen Dokumentarfilmvorführungen oder Diskussionen mit Zeitzeugen vorangehen.

Im Jahre 2009 beteiligte sich „Studentská rada“ an den Gedenkfeiern zum 40. Jahrestag von Palachs Tat, deren Bestandteile eine Gedenkfeier, ein Konzert, eine Messe, eine Ausstellung und eine Konferenz waren. Aus diesem Anlass wurde auch die Publikation Jan Palach '69 herausgegeben. Im selben Jahr wurde gegenüber dem Gymnasium, das Jan Palach besucht hatte, sein Denkmal enthüllt.

Seit Anfang der 90er Jahre finden auch alljährlich von der „Společnost Jana Palacha“ (Jan-Palach-Gesellschaft) organisierte Gedenkveranstaltungen in Všetaty statt. Ein kleines Gedenken gibt es auch regelmäßig auf dem Olšany-Friedhof.

>>>