Die Reaktion der Gesellschaft

„Stille und Menschen strömen durch die Straße“

Oldřich Mikulášek, Januar 1969

Schon am Abend des 16. Januar 1969 sendete der Rundfunk eine Nachricht über die Selbstverbrennung des Studenten der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Jan Palach. In den nächsten Tagen folgten hunderte Nachrichten, Reportagen und Kommentare über Palachs Tat sowohl in Heimat als auch in den ausländischen Medien. Die Gesellschaft reagierte geschockt auf seinen radikalen Prozess und war erschüttert.

Eine der ersten Veranstaltungen zur Unterstützung von Palachs Forderungen war ein Hungerstreik, den eine Gruppe von jungen Leuten unter der Rampe des Nationalmuseums am 18. Januar 1969 begann. Die hungerstreikenden jungen Leute blieben trotz starken Frosts vier Tage in den Zelten, danach wurde der Hungerstreik beendet.

Am 20. Januar 1969, einen Tag nach Palachs Tod, kam ein Trauerzug durch Prag, an dem zehntausende Leute teilnahmen. Diese Veranstaltung, die durch den Bund der Hochschulstudentenschaft aus Böhmen und Mähren organisiert wurde, begann auf dem Wenzelsplatz und endete vor dem Gebäude der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität, wo einige Redner auf dem Wandelgang eine Ansprache hielten.

Ähnliche Totenfeiern fanden auch in anderen Städten der Tschechoslowakei statt.

Der Prager Wenzelsplatz wurde, ähnlich wie im August 1968 zum Hauptsammelplatz der Öffentlichkeit. Vor dem Wenzelsdenkmal, das durch viele Flugblättern, Kerzen und Portraits Palachs verziert wurde, stand eine Ehrenwache mit der Nationalflagge. Auf dem Brunnen vor dem Nationalmuseum wurde noch eine Totenmaske von Jan Palach ausgestellt, die Bildhauer Olbram Zoubek den Studenten schenkte.

Schon im Januar 1969 reagierten die Dichter auf Palachs Tat. In ihren Gedichten, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, hielten sie die damalige Atmosphäre sehr eindrucksvoll fest.