Begräbnis
„In diesem zynischen Jahrhundert, in dem wir uns vor den Anderen grauen und die Anderen grauen sich wieder vor uns, und in dem wir Angst vor der eigenen inneren Kleinheit haben, brachte er uns zu der Frage, die von uns die großen Menschen erschaffen kann: Was tat ich persönlich für die Anderen, wie sieht mein Herz aus, wohin richte ich mich, was diene ich, was ist der höchste Lebenswert für mich?“
Die Rede des Pfarrers Jakub S. Trojan am Grab von Jan Palach, am 25. Januar 1969.
Das Begräbnis von Jan Palach wurde für den Sonntag, dem 25. Januar 1969 geplant. Das Begräbnis wurde vom Bund der Hochschulstudentenschaft aus Böhmen und Mähren (weiter nur „Bund“) veranstaltet. Der Bund bekam die Erlaubnis dank des ruhigen Pietätszuges vom Wenzelsplatz zum Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität, den der Bund am 20. Januar 1969 organisierte, und an dem sich zehntausende Leute beteiligten. Die Mitglieder des Bundes wollten ihren Kollegen in Slavin beerdigen, dazu erhielten sie aber keine Zustimmung der offiziellen Behörden. Als die letzte Ruhestelle von Jan Palach wurde darum der Friedhof in Olšany ausgewählt.
Der Sarg mit den sterblichen Überresten Palachs wurde seit Freitag dem 24. Januar 1969 im Karolinum ausgestellt, wohin die zehntausende Leute kamen, um sich von dem gestorbenen Studenten zu verabschieden. Am Abend desselben Tags fand der Trauerzug in Všetaty statt, an dem die meisten Einwohner teilnahmen.
Am Vormittag des 25. Januar 1969 wurde die Totenfeier fortgesetzt. Kurz nach dem Mittag begann die Bestattungszeremonie im Hof des Karolinums. Die Reden, in denen die moralische Kraft von Palachs Tat und die Zeitlosigkeit seiner Tat hervorgehoben wurden, trugen der Rektor der Karlsuniversität Oldřich Starý, der Dekan der philosophischen Fakultät Jaroslav Kladiva, die Studenten Zdeněk Touš und Michael Dymáček vor. Eine Rede trug auch der Schulminister Vilibald Bezdíček vor, der mit dem Sportminister Emanuel Bosák, der einzige Vertreter der Tschechoslowakischen Regierung am Begräbnis war. Beide waren aber für die Öffentlichkeit unbekannt, denn sie traten ihre Funktionen erst am 8. Januar 1969 an. Keiner der wirklich wichtigsten Staats- und Parteivertreter nahm am Begräbnis teil.
Nach der Bestattungszeremonie wurde der Sarg in den Leichenwagen getragen, hinter welchem sich der Leichenzug formierte. Der Leichenzug ging durch den Ovocný trh, die Celetná-Gasse und den Altstädter Ring und endete vor dem Gebäude der philosophischen Fakultät am Platz, der schon am 20. Januar 1969 zu Ehren Jan Palachs spontan benannt wurde. Die letzte Verabschiedung im Olšany-Friedhof fand nur unter Teilnahme der Familie, eingeladenen Gästen und Journalisten statt. Am Grab predigte der evangelische Pfarrer Jakub S. Trojan, der die Wichtigkeit des Opfers von Jan Palach hervorhob.