Tod

„Der Mensch muss gegen das Böse kämpfen, wogegen er Kräfte hat.“

Jan Palach, 17. Januar 1969

Schon einige Stunden nach Palachs Tat war die Klinik von Journalisten umgeben, die Informationen über Palachs Gesundheitszustand verlangten. Die Leiterin der Verbrennungsabteilung Jarmila Doležalová ließ deshalb die Klinik schließen und erlaubte nur Palachs Mutter und seinem Bruder Jiří ihn zu besuchen. Zutritt zu seinem Zimmer erhielten nicht mal die Ermittler der VB (Öffentliche Sicherheit, entspricht der Deutschen Volkspolizei, bzw. Volkspolizei in der DDR), die Einzelheiten über Palachs potenzielle Nachfolger erfahren wollten. Doležalová nahm von ihnen nur ein Tonbandgerät entgegen, worauf Palachs eventuelle Aussagen aufgenommen werden sollten. Dieses Gerät wurde aber aus unklaren Gründen vermutlich nie gebraucht.

Laut Erinnerungen des Klinikpersonals bestand Jan Palach die ganze Zeit darauf, dass es eine Nachfolgergruppe wirklich gibt. Auf die Frage, wer ihre Mitglieder sind, wollte er jedoch nicht antworten. Am 17. Januar 1969 nahm die Psychiaterin Zdenka Kmuníčková auf ein Kassettengerät ein kurzes Gespräch mit dem verbrannten Studenten auf. Es war anscheinend ein anderes Gerät als das, das die VB lieferte. Er wiedeholte die Forderungen aus seinem Brief und betonte, dass er mit seiner Tat Menschen erwecken wollte. Am gleichen Tag besuchten ihn seine Mutter und sein Bruder, die stark erschüttert waren. Beide wurden daraufhin in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der Gesundheitszustand von Jan Palach war während seines ganzen Krankenhausaufenthaltes sehr kritisch. Die Ärztin Marta Zádorožná hat bei seiner Aufnahme festgestellt, dass er Verbrennung zweiten und dritten Grades über 85 Prozent der Körperoberfläche hat, was in den meisten Fällen nicht mit dem Leben vereinbar ist. Trotzdem interessierte sich Palach, dem schmerzstillende Mittel verabreicht wurden, für die Wirkung seiner Tat in der Öffentlichkeit.

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Am Sonntag dem 19. Januar 1969 rief der zuständige Arzt Radko Vrabec Palachs Bekannte im Studentenwohnheim, Eva Bednáriková, an, sie solle sofort ins Krankenhaus kommen, weil der Patient mit ihr sprechen wolle. Laut ihrer Aussage habe Jan Palach sie gebeten, den Studentenführer Lubomír Holeček zu holen. Als sie mit ihm ins Krankenhaus zurückkam, soll der verbrannte Student sie gebeten haben, dem Rest der Gruppe auszurichten, dass sie sich nicht verbrennen sollen. Es bleibt die Frage, ob sich wirklich um Palachs Wunsch handelte. Die fünftägige Frist zur Erfüllung von Palachs Forderungen war langsam vorbei und die Furcht vor einer Wiederholung der schockierenden Tat führte wenigstens zur anderen Interpretation von Palachs Aussagen. Wegen seines kritischen Zustands war er nicht zu einer zusammenhängenden Äußerung fähig. Nachdem Bednáriková und Holeček sein Zimmer verlassen hatten, verschlechterte sich sein Zustand wesentlich.

Am 19. Januar 1969 um 15.30 stellten die Ärzte den Tod von Jan Palach fest. Am Abend wurde sein Körper in das Gebäude der Gerichtsmedizin transportiert, wo es dem Bildhauer Olbram Zoubek gelang, seine Totenmaske abzunehmen. Hier wurde ebenfalls die Obduktion durchgeführt, laut der die unmittelbare Todesursache „eine entstehende Lungenentzündung als Folge der Verbrennungen“ war.

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