Aktion „Grab“

„Ich möchte auf die ungünstige Situation an Jan Palachs Grab auf dem Olšany-Friedhof bei verschiedenen Jahrestagen aufmerksam machen. An diesem Ort kommt es zu Treffen antisozialistischer und feindlicher Elemente, provokative Besuche von Ausländern mit Visa inbegriffen. Das war auch in diesem Jahr, am 5. Jahrestag der internationalen Hilfe der befreundeten Armeen gegen die Konterrevolution, der Fall. An diesem Ort wird auf verschiedene Art und Weise der Kampf gegen die jetzige politische Verfassung demonstriert. Fast täglich kommt es von Seiten der Ausländer, aber auch unserer Bürger, zu Tätlichkeiten, gegen die gemäß unseren Gesetzen gehandelt werden muss.“

Aus dem Vorschlag von Maj. Karel Kupec, Chef der StB-Verwaltung Prag, zur Verlegung von Jan Palachs Grab, 6. September 1973

Schon wenige Monate nach seinem Tod wurde versucht, die Erinnerung an Jan Palach aus dem Kollektivgedächtnis zu löschen. Während Libuše Palachová am 19. Januar 1969 ein Telegramm mit Beileidsbekundungen von Alexander Dubček, Josef Smrkovský und Oldřich Černík empfing, wurde ihres Sohnes am ersten Jahrestag, im Januar 1970, in der Tschechoslowakei nicht mehr öffentlich gedacht. Einige Versuche Palach ein Denkmal zu setzen endeten ohne Erfolg und ihre Urheber gerieten ins Gesichtsfeld der Geheimpolizei.

Im Rahmen der StB-Aktion (StB war die Staatssicherheit) mit dem Decknamen „Grab“ wurde sogar Palachs letzte Ruhestätte auf dem Olšany-Friedhof beseitigt, den zuvor viele Menschen aufgesucht hatten. Sie legten Blumen aufs Grab, zündeten Kerzen an und ließen kleine Zettel mit Briefen am Grab. Die Besuche hörten auch nach Juli 1970 nicht auf, als die von dem Bildhauer Olbram Zoubek geschaffene Bronzegrabplatte beseitigt und einige Monate später eingeschmolzen worden war. Unter den Besuchern waren auch Diplomaten und zahlreiche Touristen aus dem Ausland.

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Im Oktober 1973, nach langem Drängen, stimmten schließlich Libuše Palachová und Jiří Palach der Exhumierung und der anschließenden Einäscherung der sterblichen Überreste Jan Palachs zu. Unter der Aufsicht der StB gruben die Angestellten der Grabverwaltung des Olšany-Friedhofs Palachs Leichnam aus, um ihn später im Krematorium Strašnice einäschern zu lassen. Am Ort von Palachs Grab erschien ein neues Grabmal unter dem Namen Marie Jedličková. Die Urne mit der Asche übernahm Libuše Palachová. Erst Ende März 1974 durfte sie sie auf dem Friedhof in Všetaty begraben.

Jan Palachs Grab auf dem Olšany-Friedhof konnte erst nach dem Sturz des Regimes wiederhergestellt werden. Am 25. Oktober 1990 wurde die Urne mit Palachs Asche feierlich von Všetaty nach Prag umgebettet.

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