Figurengruppe „Zu Ehren Jan Palachs“
Všetaty, Nedomická-Straße
„Frau Palachová ließ im Hinblick auf die Beisetzung der Urne ihres Sohnes Jan in das Familiengrab (im Urnenfriedhof) in Všetaty den Namen „Jan Palach“ in den Grabstein eingravieren. Bevor sie dort die Urne ablegte, hat ihr der Totengräber seine Befürchtungen kundgetan, dass jemand die Urne stehlen könnte.“
Aus dem Bericht der 3. Abteilung des 5. Referats der Staatssicherheitsverwaltung Prag über die Beisetzung der Urne mit Jan Palachs Asche in Všetaty, 10. April 1974 (ABS)
In den Jahren 1974-1990, nach der Grababschaffung im Prager Friedhof Olšany, wurde die Urne mit Jan Palachs Asche im Urnenfriedhof in Všetaty aufbewahrt. Das Familiengrab wurde in dieser Zeit zu einer Gedenkstätte, wohin Menschen kamen, um Jan Palach die Ehre zu erweisen. Im Januar 1989 veranstaltete die Charta 77 und andere Oppositionsgruppen eine nationale Wallfahrt, deren Ziel ebenfalls an diesem Ort sein sollte, was jedoch der Sicherheitsapparat verhinderte.
Im Jahr 1992 wurde von der „Gesellschaft für Jan Palach“ am Friedhof in Všetaty eine Gedenktafel und zwei Jahre später auch eine monumentale Figurengruppe „Zu Ehren Jan Palachs“ enthüllt. Ihr Autor ist der akademische Bildhauer František Janda (1931), der den Entwurf des Denkmals schon im Januar 1969 geschaffen hat. Nach seinen ursprünglichen Vorstellungen sollten die Figuren am wirklichen Protestort von Jan Palach platziert werden. Das Projekt gewann auch an Sympathie von Seiten der Studenten, die zusammen mit Janda den damaligen Präsidenten Ludvík Svoboda ohne Erfolg um Unterstützung gebeten haben. Im Jahr 1989 wollte der Künstler das Denkmal am Gelände der Pharmazeutischen Fakultät der Karlsuniversität in Hradec Králové platzieren.
Der Bildhauer Janda nannte die einzelnen Figuren „Flamme“, „Trauer“ und „Opfer“. Bei der zuletzt genannten Statue verwendete er die Totenmaske, die ursprünglich der Künstler Olbram Zoubek abgegossen hatte. „Trauer“ symbolisierte das Leiden der Mutter. „Flamme“ ist die Plastik, die den philosophischen Kern von Palachs Tat darstellt. Am Sockel ist das Zitat von dem altchinesischen Philosophen Laozi eingraviert: „Wer das Unglück der Erde auf sich nimmt, der steht über allen.“
Vom ursprünglichen Figurentrio ist bis heute leider nur eine Statue übrig geblieben, die anderen wurden in den Jahren 2007 und 2011 gestohlen. Der Bildhauer Janda schuf noch ein Palach-Denkmal, das am 18. Januar 2001 im belgischen Brüssel enthüllt wurde.