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Das Moskauer Protokoll, durch das sich die tschechoslowakische Regierung zu der tatsächlichen Unterordnung unter Moskau verpflichtete; die ersten und letzten Seiten des Dokuments (Quelle: ÚSD AV ČR)
Das Moskauer Protokoll, durch das sich die tschechoslowakische Regierung zu der tatsächlichen Unterordnung unter Moskau verpflichtete; die ersten und letzten Seiten des Dokuments (Quelle: ÚSD AV ČR)
Das Moskauer Protokoll, durch das sich die tschechoslowakische Regierung zu der tatsächlichen Unterordnung unter Moskau verpflichtete; die ersten und letzten Seiten des Dokuments (Quelle: ÚSD AV ČR)
Die Titelseite der Tageszeitung Práce vom 19. November 1968 mit der Nachricht über die Ratifizierung des Vertrages über den vorläufigen Aufenthalt der sowjetischen Truppen. (Quelle: Nationalmuseum)
Nach der Demonstration am 28. Oktober 1968 in Prag wurden 77 Personen verhaftet. Während der folgenden Demonstration am 6.und 7. November 1968 wurden schon 167 Menschen verhaftet. An diesen Tagen gab es auch in Brünn und Budweis Demonstrationen (Quelle: Nationalmuseum)
Am 8. November 1968 wurde für einen Monat die Herausgabe des „zu kritischen“ Wochenblattes Reportér eingestellt. Die Titelseite vom 18. September 1968; von der oberen linken Ecke im Uhrzeigersinn - Oldřich Černík, Alexander Dubček, Josef Smrkovský und Gustáv Husák, in der Mitte der Präsident Ludvík Svoboda (Quelle: Nationalmuseum)
Die Zeitschrift Politika wurde gleichzeitig mit Reportér eingestellt. Auf dem Titelblatt vom 3. Oktober 1968 Gustáv Husák (links) und Alexander Dubček (Quelle: Nationalmuseum)
Die Reaktion der humoristischen Zeitschrift Dikobraz auf die Maßnahmen vom 8. November 1968 (Quelle: Nationalmuseum)

Das Ende der Hoffnungen

„Die Regierung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, die mit der Zustimmung der Volksrepublik Bulgarien, der Volksrepublik Ungarn, der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen verhandelt, und die Regierung der Tschechoslowakischen sozialistischen Republik einigten sich, dass ein Teil der sowjetischen Truppen, der sich in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik befindet, vorläufig auf dem Gebiet der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik bleibt, und zwar mit der Absicht der Sicherheitssicherung in den sozialistischen Ländern vor den wachsenden Rachebemühungen der westdeutschen Militärkräften.“

Der Vertrag zwischen der ČSSR (Tschechoslowakische Sozialistische Republik) und der UdSSR über den vorläufigen Aufenthalt der Sowjettruppen, 16. Oktober 1968.

Am 26. August 1968 unterschrieb die tschechoslowakische Delegation in der Hauptstadt der UdSSR das sog. Moskauer Protokoll. Im geheimen Dokument stimmte sie unter anderem dem Widerruf der Beschlüsse des Außerordentlichen Parteitags der Kommunistischen Partei in Prag-Vysocany zu. Sie verpflichtete sich zu Säuberungen in den Medienführungen, also zu der tatsächlichen Zensurerneuerung und also dazu, dass sich der Sicherheitsrat mit der Okkupation nicht beschäftigt.

Als die Politiker in die Tschechoslowakei zurückkehrten, traute ihnen die Öffentlichkeit nicht. Sie wollten nicht offen über die die Verhandlungsergebnisse reden. Erst Alexander Dubček gewann einen Teil der Öffentlichkeit wieder für sich, als er in einer emotionalen Rede bestätigte, dass die Reformen weitergeführt werden, jedoch in einem langsameren Tempo. Wie sich in den nächsten Wochen zeigte, begab sich die reale Politik schon in eine andere Richtung.

Von der Führung der Nationalfront wurde am 6. September 1968 František Kriegel abberufen, der einzige Politiker, der die Unterschrift des Moskauer Protokolls ablehnte. Auch die Leiter des tschechischen Fernsehens Jiří Pelikán und des Rundfunks Zdeněk Hejzlar verloren bald ihre Positionen. Im Herbst 1968 trat der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Zdeněk Mlynář zurück, der einer der Hauptautoren des Aktionsprogrammes war.

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Am 18. Oktober 1968 genehmigte die Nationalversammlung den Vertrag über den vorläufigen Aufenthalt der sowjetischen Truppen, der den Aufenthalt von 75.000 Sowjet-Soldaten in der Tschechoslowakei als rechtskräftig erklärte.. Dagegen stimmten nur vier Abgeordnete, zehn enthielten sich und einige blieben den Verhandlungen im Parlament fern. Ein weiteres Zugeständnis machte die tschechoslowakische Regierung am 8. November 1968, als sie vorläufig die Herausgabe der kritisierenden Zeitschriften Reportér und Politika abstellte. Der Regierungsantritt der Konservativen wurde auf der Tagung des Zentralausschusses der Kommunistischen Partei zwischen 14. - 17. November 1968 vollgebracht. Es gelang nicht nur einige wichtige Funktionen zu besetzen, sondern auch eine Resolution durchzusetzen, in der ein weiterer Plan der „Normalisierung“ festgelegt wurde.

Eine starke Position in der Kommunistischen Partei gewann vor allem der slowakische Politiker Gustáv Husák. Im Dezember 1968 schlug er vor, dass der vermutliche Kandidat für den Vorsitzender der Generalversammlung Josef Smrkovský (der damalige Vorsitzende der Nationalversammlung) durch einen slowakischen Vertreter ersetzt werden sollte. Dadurch sollte das föderative Prinzip eingehalten werden. Josef Smrkovský war eine der beliebtesten Persönlichkeiten des Prager Frühlings und wurde demonstrativ von der Öffentlichkeit unterstützt. Er lehnte jedoch ihre Unterstützung ab und Peter Colotka wurde statt ihm gewählt. Die Konservativen konnten sich also einen weiteren Sieg zuschreiben, der im April 1969 besiegelt wurde, als Gustav Husák zum ersten Generalsekretär des ÚV KSČ (Zentralkomitee der tschechoslowakischen kommunistischen Partei) gewählt wurde. Der Prager Frühling war nach der gewaltigen Niederschlagung der Straßendemonstrationen im August 1969, an dem außer des Sicherheitsapparates und der Volksmiliz auch die heimischen Truppen teilnahmen, definitiv zu Ende.

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